Mittwoch, 31. März 2010

Ohai

Ich bin etwas im Verzug mit meinem blog, hier ein kurzes Update meiner letzten Zeit. Meine Zeit in Ohai auf dem Hof bei Sue und Tony war sehr gemütlich. Eigentlich war es kein richtiger Bauernhof, der Profit abwirft, sondern ein sogenannter Lifestyleblock. Den hat man einfach zur Freude. Deshalb haben die beiden neben der Arbeit zu Hause einen bezahlten Nachtjob, das heisst ab 4 Uhr nachmittags waren sie weg und ich konnte machen was ich wollte, und am Morgen wurde verständlicherweise auch nicht früh aufgestanden. Die Arbeit war sehr vielseitig, z. B. das Dach neu streiche, Reklame verteilen im Dorf mit Rücktritt-Velos, eine Kuh schlachten, im Wald ausnehmen, häuten und zersägen, Schafe scheren.







Abends bearbeitete ich paua shells, die wir im Wald gefunden haben. Die haben eine dicke Kruste, aber wenn man sie wegschleift, kommen eine wunderschön schimmernde Schichten hervor.



An einem Nachmittag sagte Sue: „Heute ist es zu heiss zum Arbeiten, ich bin ja kein Australier.“ Also nutzte ich die Zeit und ging in eine Höhle in der Nähe. Sie war ziemlich lang, mit schönen Kalkgebilden, und es war schön kühl dort drin.



Am mittleren Wochenende ging ich in den Fjordland Nationalpark zum Milford Sound, eine der grössten Touristenattraktionen Neuseelands, aber trotz der vielen Leute auf jeden Fall sehenswert. Es ist eine der regenreichsten Regionen überhaupt, aber ich hatte gutes Wetter abgepasst. Die Fahrt durch die Berge bis zum Fjord ist sehr lange, aber eine der schönsten Strecken hierzulande. Ich machte einen Cruise mit einem Schiff durch den Fjord bis zum offenen Meer hinaus, von wo aus man nach weitern fünf Tagen Fahrt auf der Westinsel landen würde. Der Fjord ist sehr eindrücklich, umgeben von steilen Bergen. Zum Teil sind sie mit Bäumen bewachsen, aber wenn die Bäume zu gross und schwer werden, verlieren sie den halt und es gibt eine Baumlawine (kein Witz). Das Highlight war aber definitiv eine Herde (oder Schwarm?) Delfine, die direkt neben dem Schiff herumschwammen.





Am Sonntag machte ich eine kurze Wanderung zu einem sehr lohnenden Aussichtspunkt mit Sicht auf die Umliegenden Berge und Täler.



Nach Ohai gings los nordwärts nach Auckland, eine über 1800 km lange Autofahrt. Schon nach einem Tag war ich ganz verspannt vom Herumsitzen im Auto. Erwähnenswert ist die Fähre von Picton auf der Südinsel nach Wellington, der Hauptstadt Neuseelands auf der Nordinsel. Die Überfahrt dauerte knapp vier Stunden. Zuerst geht’s durch die Marlborough Sounds, und dann aufs offen(er)e Meer hinaus. Dort war der Wind so stark, dass man sich festhalten musste, wenn man draussen stand, und wenn man den Mund öffnete, blies er einem die Backen auf, haha.



In Wellinton hatte ich erst mal einen Kulturschock, nach dem menschenleeren Süden plötzlich in einem hektischen Stadtzentrum, mit dem Auto in einer Strassenschlucht begrenzt von Hochhäusern links und rechts, fast beängstigend. Da ist mir die Lust auf Auckland gerade ein bisschen vergangen.

Weiter ging’s nach New Plymouth zu Käthi, der Cousine meines Grossvaters, die ich eigentlich gar nicht kannte, aber für einen Besuch und ein warmes Willkommen reicht offensichtlich das Wissen um die entfernte Verwandtschaft. Es war ein interessanter Besuch, ich konnte endlich meine Hose flicken (auf den beiden Höfen war keine Nähmaschine vorhanden, believe it or not), und es hat einen sehr schönen Spatzier- und Surfstrand 300 Meter vom Haus entfernt. Joice!



Nun bin ich in Auckland, die Schule hat begonnen und ich lasse mir wieder Sitzleder wachsen. Mehr von hier hoffentlich bald.

Donnerstag, 4. März 2010

Südwärts

Nun bin ich ziemlich im Süden Neuseelands in einem Ort namens Ohai. Es war eine sehr schöne Reise von Castle Hill hierher.

Zuerst wurde mal flott zugefahren, weil auf dem ersten Teil der Strecke nicht viel zu sehen war. Ein kurzer Zwischenstopp in der Cookie Time Factory, wo ich $14 (gut 10 Fr.) gegen 2 kg Cookies eintauschte, hehe.

Am nächsten Tag hing ich schon wieder an den Felsen☺. An einem Felsriegel namens Hulk Hogan. In Castle Hill konnte ich mich kaum noch erholen von der immer ähnlichen Belastung von Slopers und Mantles, doch hier war interessanterweise nichts von Müdigkeit zu merken, da der Stil so anders ist: steil, griffig und keine Ausstiege.



Dort traf ich per Zufall Stefan und Nanna aus Schweden wieder, beide auch auf dem Weg nach Süden, und wir beschlossen, mehr oder weniger zusammen zu reisen.

Nächster (obligatorischer) Stopp war bei den Moeraki Boulders, kugelrunde Felsen, die unweit der Strasse am Strand herumliegen. Die Kugeln waren zwar speziell, der Ort wurde aber ein bisschen entzaubert durch die sehr vielen Leute, an denen auf dem Foto gekonnt vorbeifotografiert worden ist.



Weiter war Dunedin (sprich Daniidän) auf dem Programm. Dort statteten wir der steilsten Wohnstrasse der Welt einen Besuch ab. An der steilsten Stelle ist sie 35° steil. Zuerst ging es zu Fuss nach oben und man kommt also scho no is schnuufe. Oben hat man das Gefühl, man schaue fast senkrecht auf den Anfang der Strasse runter. Man siehts auf dem Foto nicht so gut.



Wir liessen es uns natürlich nicht nehmen, auch noch mit dam Auto hinaufzuheulen. Es hat sich so angefühlt, als würde man nächstens nach hinten kippen und wieder runterpurzeln, aber my good old car hat’s tiptop gemeistert.
Auch sonst geht’s in Dunedin ziemlich steil bergauf und –ab und es hat einen schönen Bahnhof, obwohl da fast keine Züge fahren.



Wir besuchten auch die nahe gelegene Albatrosskolonie, Vögel mit enormer Spannweite, von denen dank sehr windigem Wetter an diesem Tag viele herumflogen. In der Luft konnte man ihre tatsächliche Grösse jedoch nur erahnen.

Weiter ging’s durch eine Region namens The Catlins, hügelige Landschaft, Meer und Strände. Tiptop, um es ein bisschen gemütlich zu nehmen.







Tiptop auch um Ukulele zu üben, die ich kürzlich gekauft habe, das perfekte Reiseinstrument: leicht, nicht teuer und fancy, wobei beim Akkordeon nur letzteres der Fall ist.

In Curio Bay hatten die dort lebenden Hektor Delfine einen neugierigen Tag, und wenn man schwimmen ging, schwammen sie um einen herum! Dann ging ich surfen. Auch hatte es Seelöwen am Strand, mehr oder weniger aktiv, und am Abend kamen die Pinguine hervor. Und das alles am selben Tag am selben Ort!







Eigentlich wollte ich noch einen Tag länger dort bleiben, aber am nächsten Morgen wurde ich früh geweckt... „Hey, anyone in that tent?“ – „Erm, yeah...“ Tsunami-Warnung für den ganzen Pazifikraum, in einer Stunde ist er hier, alle müssen den Zeltplatz verlassen. Es war wie Weltuntergangstimmung: Morgendämmerung, Nieselregen, und alle auf dem Weg landeinwärts. Nun, hier in Neuseeland war das zwar keine grosse Sache, für eine kurze Zeit ein bisschen grössere Wellen, aber das weiss man ja nie im Voraus. So war ich schon einen Tag früher in Invercargill, und was macht man an einem Regensonntag in einer ausgestorbenen Stadt? Na, ins Kino gehen. Bis man die Plakate für die Vorführung des Royal New Zealand Ballet sieht und man seinen Plan ändert. War zu beginn etwas gewöhnungsbedürftig, aber die hatten es ziemlich drauf.



In Neuseeland macht man allerlei neue Sachen, manchmal finde ich es ja selbst lustig, ist aber auf jeden Fall interessant.